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Baldige Rentner erwartet kein goldener Herbst

01.10.2018

Auf die heute 55- bis 64-Jährigen kommen erhebliche finanzielle Einbußen zu. Die kommenden Ruheständler werden ihren Lebensstandard im Alter nicht halten können. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW).

Die kommende Rentner-Generation wird im Ruhestand mit großen finanziellen Einbußen rechnen müssen. Rund die Hälfte der heute 55- bis 64-Jährigen wird voraussichtlich im Alter nicht genug Mittel haben, um ihren aktuellen Lebensstandard inklusive Wohnen zu finanzieren. Im Schnitt fehlen den Personen dieser Altersgruppe nach den bisher erreichten (Renten-)Anwartschaften aus den Alterssicherungs-Systemen – also der gesetzlichen Rentenversicherung sowie der betrieblichen und privaten Altersvorsorge – dann zwischen 650 Euro und 700 Euro im Monat.

Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle von der Hans-Böckler-Stiftung – einem Forschungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes – finanzierte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW). Leistungen aus Betriebsrenten und private Vermögen könnten die Versorgungslücke deutlich reduzieren.

Fragestellung und Ausrichtung der Studie

Die Ökonomen gingen für die Studie der Frage nach, inwieweit die drei Säulen der Alterssicherung, bestehend aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Vorsorge, ausreichen, den zukünftigen Konsum der Erwerbstätigen aus rentennahen Jahrgängen zu decken. Die Annahme war dabei, dass diese Altersgruppe jetzt in den Ruhestand geht. Dazu werteten die Autoren der Studie Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) von 2012 zu Rentenanwartschaften, Vermögen und Konsum der Geburtsjahrgänge 1948 bis 1957 aus.

In den SOEP-Daten werden neben Fragen zur Höhe der bereits erworbenen Anwartschaften an Alterssicherungs-Systemen auch Informationen über das persönliche Vermögen erhoben. Zudem werde die Höhe des privaten Konsums berechnet, so das DIW. Somit sei es möglich, eine potenzielle Lücke zwischen dem aktuellen Konsum und den bereits erworbenen Rentenansprüchen aus den Alterssicherungs-Systemen abzuschätzen. Vernachlässigt werde dabei, dass bei einem Rentenbeginn vor der offiziellen Regelaltersgrenze Abschläge anfielen, erklären die Autoren zur Methodik.

Die Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen wurde für die Studienanalyse nach der Höhe des Einkommens in zehn gleich große Gruppen aufgeteilt; so erhält man insgesamt zehn sogenannte Dezile. Das unterste Dezil gibt die Einkommenssituation der ärmsten zehn Prozent der Untersuchungspopulation, das oberste Dezil die Einkommenssituation der reichsten zehn Prozent der Personen in der Altersgruppe an.

Nächste Rentner-Generation kann Lebensstandard nicht halten

Eine potenzielle Versorgungslücke sehen die Ökonomen des DIW vor allem bei Menschen, die ausschließlich auf Leistungen der Gesetzlichen Rentenversicherung setzen. „Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) wären nicht in der Lage, ihren aktuellen Konsum vollständig zu decken. Bestehen auch Ansprüche aus Betriebsrenten, so sinkt dieser Anteil auf 50 Prozent“, erklärt Studienautorin Anita Tiefensee.

Besonders hart trifft die berechnete Versorgungslücke nach Auswertung der Studie Frauen, Singles, un- und angelernte Erwerbstätige sowie Solo-Selbstständige. Erst wenn die angehenden Rentner auf ihr gesamtes Vermögen, also inklusive Immobilienbesitz und Geldvermögen zurückgreifen, ergibt sich ein anderes Szenario. Das oberste Dezil der 55- bis 64-Jährigen besitzt laut DIW-Auswertung ein Nettovermögen von über 420.000 Euro, die unteren zwei Dezile von unter 100.000 Euro und die restlichen Dezile zwischen 110.000 bis 169.000 Euro.

Doch selbst wenn die kommende Rentner-Generation ihre Ersparnisse ausgibt, kann jeder Vierte seinen aktuellen Lebensstandard im Alter nicht mal fünf Jahre halten, fassen die Studienautoren zusammen.

Niedrige Rentenanwartschaften

Die durchschnittliche Höhe der bisher akkumulierten monatlichen Brutto-Anwartschaften aus den gesetzlichen, betrieblichen und privaten Alterssicherungs-Systemen beziffern die Studienautoren für die Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen auf insgesamt 1.230 Euro. Davon entfielen rund zwei Drittel auf Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung, wie die Daten des Sozio-oekonomischen Panels von 2012 zeigten. Die durchschnittliche Rentenanwartschaftshöhe aus der gesetzlichen Rentenversicherung lag im Durchschnitt je nach Einkommensdezil zwischen 600 und 900 Euro.

Insgesamt erreiche das unterste Einkommensdezil bei den Brutto-Anwartschaften aus den Alterssicherungs-Systemen im Durchschnitt weniger als 750 Euro, im zweiten bis siebten Dezil sind es zwischen etwa 850 und 1.300 Euro und in den oberen drei Dezilen über 500 bis unter 2.000 Euro. Bei 58 Prozent der rentennahen Jahrgänge sei der aktuelle Konsum, dieser beträgt laut Studie im Durchschnitt 1.370 Euro, größer als die erworbenen (Renten-)Anwartschaften aus den Alterssicherungs-Systemen.

Die unteren fünf Einkommensdezile und damit rund der Hälfte der Personen in der genannten Altersgruppe benötigt für ihren Lebensstandard zwischen 500 und 1.200 Euro monatlich, bei den oberen fünf Dezilen, also der anderen Hälfte, sind es zwischen 1.200 Euro und knapp 3.100 Euro. Die Studienautoren weisen die viel verbreitete Annahme zurück, dass Rentner im Ruhestand weniger Geld bräuchten, weil beispielsweise Ausgaben für den Arbeitsweg wegfielen. Sie halten dagegen, dass ältere Menschen höhere Kosten wegen Krankheit und Pflege hätten.

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